Die Gänge

"Hmm... Ich sage dir auch wovor ich mich fürchte."
Leraje blieb stehen und sah ihn an.
"Meine Famile macht mir tierisch Angst. Irgendwann werden sie mich um die Ecke bringen, wenn ich nicht aufpasse."

Er sah ihre Gefühle in ihren Augen.
"Wieso denn deine eigene Familie?"
Seine Stimme war nur ein Hauch.

Sie sah ihn trotz der Frage lächeln an.
"Bei uns geht es um die Erbfolge... Ich werde mal die Position meines Urgroßfaters Leraje einnehmen. Sollte ich solange überleben."
Ihr Blick veränderte sich in eine von Wut geplagte Grimasse.
"Sollte mir also etwas 'zustoßen', wird einer meiner dämlichen Cousins, die nicht das leinste bischen Talent haben, nachfolger.

"Hmm."
Mehr sagte er dazu nicht.
Natürlich kannte er die Machtspielchen in einer Familie, in seiner gab es das auch.
"Aber ich denke mal, dass du stark genug bist, um solche Angriffe abzuwehren."

Ihre Miene war jetzt unergründlich.
"Wenn ich das könnte, wäre ich nicht nach Sarajar abgehaun..."
Sie sprach nur ganz leise.
"Willst du mir nicht deine Angst sagen? Ich könnte sie auch herrausfinden ohne, dass du sie mir sagst."
Es klang, als ob sie von sich ablenken wollte.

"Hmm."
Erneut sagte er nicht mehr dazu, denn es gab nichts, was er hätte sagen können.
Dann schloss er die Augen und seufzte.
"Meine Angst? Schwach zu sein, verletzlich. Jemandem zu vertrauen, jemanden zu lieben, ihm mein ganzes Herz auszuschütten, um dann verraten und verlassen zu werden."

"Das Gefühl kenne ich. Mich wirst du nicht mehr los."
Ihr Lächeln strahlte ihm wie Sonnenlicht entgegen.
"Das hast du jetzt daon."
Sie musste lachen.

Ihr Lächeln war ansteckend, denn er fing auch an zu lächeln.
"Na super, noch so eine Nervensäge."
Doch seine Worte waren nicht böse gemeint, was man auch an seiner freundlichen Tonart hörte.

"Sag mal... Was glaubst du..."
Sie dachte nochmal gut darüber nach ob sie diese Frage wirklich stellen sollte.
"Warum wollte Celest unbedingt, dass wir uns kennenlernen?"
Nachdenklich sah sie sich unter den Schülern um und suchte sich wieder jemanden hinaus, in den sie Zwietracht sähen konnte.

Übertrieben gleichgültig zuckte er nur mit den Schultern.
"Weiß ich doch nicht, was die sich dabei gedacht hat."
Obwohl er rein äußerlich völlig gelassen war, kochte er innerlich.
Diese Wut ließ er an einem weiteren Schüler aus.

Leraje spürte, dass seine Aura dunkler wurde.
"Sauer? mir hat sie gesagt, dass wir uns ähnlich sind. Deshalb hat sie mich in dein Zimmer gelotzt."
//Das war wohl die falsche Frage...//
"Ich finde, sie hat schon irgendwie recht. ich wette bei deiner Familie würde ich mich Pudel wohl fühlen."

"Tss."
//Celest...//
"Ich würde nicht gerne zu meiner Familie wollen, wirklich nicht. Vor allem, da ja noch so viele davon übrig sind."

Sie grinste gemein.
"Ich sag's ja. Ganz wie zu hause."
Mit viel Elan klopfte sie ihm auf die Schulter.
"Naja, wenigstens lernt man so, wem man vertrauen kann und wem nicht."

"Nämlich niemandem."
Sein Blick verhärtete sich und er nahm sanft Lerajes Hand von seiner Schulter.

"Naja, zumindest nicht meiner Familie. Dir muss ich leider vertrauen... Ich hab schon viel zu viel ausgeplaudert..."
//Was hat der denn auf einmal?//
"Aber dafür... Hänge ich jetzt an deinem Rockzipfel bis du irgendwann das Zeitliche segnest."
Mit einem lauten 'Röms' schlug sie einem vorbeilaufenden Schüler den Hinterkopf ein. Ihr Blick war finster.
"Ich muss was töten..."

"Ich werd' es schon keinem erzählen, keine Sorge."
Dann wurde sein Blick etwas weicher, aber auch verwirrter.
"Wieso aufeinmal töten?"

"Dieser wiederliche Geruch nach 'Gut' macht mich aggressiv..."
Allein schon ihe Blick hätte töten können.
"Hier wird mir schlecht."
Sie machte eine Handbewegung und ihr Stab erschien.
"Am liebsten würde ich schon heute diese Mauern einreißen."

Er lachte aufheiternd.
Dann verwandelte sich das Lachen in ein Lächeln und Raven legte behutsam eine Hand auf Lerajes Schulter und die andere schob ihren Stab weg.
"Ruhig Blut. Bald kommt der Tag, an dem du das kannst. Aber der ist nicht heute. Und lass dich nicht von diesem Geruch provozieren, ich schaff das doch auch."

Ihre Augen begannen jetzt rot zu leuchten. Sie schob seine Hand zur Seite und funkelte ihn an.
"Ich bin aber nicht du."
Lerajes Stimme war nur noch ein leises Zischen. Sie atmete durch.
//Nicht schon wieder...//
"Ich verliere schnell die Geduld."

"Merk ich."
Diesmal legte er beide Hände auf ihre Schultern.
"Sieh mir direkt in die Augen. Gut so. Und jetzt atme tief ein und aus, ein paar Mal."
Er machte es vor.
"Nicht die Kontrolle verlieren."

Sie versuchte es. Doch es wollte nicht richtig funktionieren. Sie merkte wie ihre Kontrolle über ihr Handeln immer weniger wurde.
"Entweder du läufst um dein Leben... Oder du brätst mir ganz schnell eine über..."
Ihre Augen schlossen sich und sie schüttelte den Kopf.
"Du musst mich K.O. schlagen! Jetzt!"

Er wollte sie nicht schlagen, nein, das kam nicht in Frage.
"Aber..."
Doch da er merkte, dass, wenn er es nicht täte, sie wirklich die Kontrolle verlieren würde, hatte er keine Wahl.
"Na gut..."
Aber er wählte nicht die 'Aufs-Maul-Hauen'-Variante, sondern eine schmerzfreiere.
Er legte seinen Finger an seinen ganz bestimmten Punkt an ihrem Nacken und drückte ihn, sodass Leraje ohnmächtig in seinen Armen zusammensackte.

Ihre Augen hörten auf zu leuchten und sie saggte zusammen. Es wurde schwarz vor ihren Augen und sie bekam nichts mehr mit. Nach etwa 10 Minute öffnete sie die Augen wieder.
"Geht doch... Jetzt hast du mich doch platt gemacht."
Sie spach leise und grinste in sich hinein.
"das ist echt bequem so."

In den 10 Minuten, in denen sie ohnmächtig war, hatte er sich auf den Boden gesetzt und Lerajes Kopf auf seinen Schoß gelegt, damit sie wenigstens ein bisschen bequem lag.
Während sie so da lag, betrachtete er sie.
Dann wachte sie wieder auf.
"Naja, als 'platt gemacht haben' würde ich das nicht bezeichnen."

"Immerhin, ich liege auf dem Boden."
Von unten grinste sie hinauf in sein Gesicht.
"Auf jedenfall bin ich im Moment total platt."
Sie wollte ihre Arme über ihren Kopf heben, aber sie wollten nicht so ganz wie ihr Kopf.
"Jetzt könnte ich gar nichts tun. Egal was du tust."